Wird es in China zu einem starken Anstieg von flexibler Personalbesetzung kommen?

Wenn Sie in der Schweiz Lehrer oder Professor sind, können Sie auch einen der folgenden Jobs ausüben: CEO oder CFO einer Bank, IT-Programmierer eines Start-ups oder Ontologie-Supporter in einem HR-Technologie-Unternehmen. Das letzte Beispiel ist tatsächlich der Fall für einen unserer Mitarbeiter bei JANZZ.technology. Als chinesischer Leser werden Sie vielleicht überrascht sein: Wie ist es möglich, dass er so viele Jobs hat?

Viele Menschen in der Schweiz haben eine Teilzeitbeschäftigung, insbesondere Studierende und Eltern von Kleinkindern. Gemäss der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) lag die Teilzeitbeschäftigungsquote in der Schweiz 2017 bei 26,7% und lag damit nur an zweiter Stelle hinter den Niederlanden, die mit 37,4 % den höchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigten aufwiesen. Weitere Länder, die die Liste anführten, waren Österreich, Deutschland, Belgien, das Vereinigte Königreich sowie Schweden. [1]Die Statistiken von Eurostat zeigen außerdem, dass Personen mit Hochschulbildung mit größerer Wahrscheinlichkeit mehr als einen Arbeitsplatz haben. [2]Auf die Frage nach den Vorteilen einer solchen Gestaltung weist unser Kollege bei JANZZ.technology darauf hin, dass die Freiheit, zwischen verschiedenen Rollen und Umgebungen wechseln zu können, einen grossen Mehrwert darstellt. Ein Grund dafür, dass Menschen diese Art von „Luxusarbeitsstil“ haben können, ist, dass sie auch bei einem zwanzig-prozentigen Arbeitsaufkommen durch Sozialleistungen abgesichert sind. Allerdings kann es nicht immer freiwillig sein, mehr als einen Arbeitsplatz zu haben. In einigen Ländern kann man mit nur einem Job einfach nicht genug Geld verdienen. Für weitere Informationen über Unterbeschäftigung und Selbständigkeit lesen Sie bitte unseren vorherigen Artikel: https://janzz.technology/where-self-employment-may-not-always-be-voluntary/   

Die Shamrock Organisationstheorie

Aus Sicht der Arbeitgeber wird die Besetzung von Teilzeitstellen nicht nur die Kosten senken, sondern auch das Unternehmen flexibel halten. Eine der ersten Theorien über Teilzeitbeschäftigung wurde von Charles Handy vorgestellt. Sein sogenanntes Shamrock Organisationsmodell besagt, dass es drei wesentliche Elemente in einer Unternehmensstruktur gibt. Das Erste wird als „professioneller Kern“ bezeichnet und besteht aus Facharbeitern, Technikern und Führungskräften. Es ist der Bereich, in dem langfristige Verträge vergeben werden sollten. Das zweite Element betrifft spezielle Dienstleistungsaufträge, die durch kostenreduzierendes Outsourcing realisiert werden können. Anstatt eine Vergütung pro Arbeitsstunde zu erhalten, werden die Menschen in dieser Gruppe pro Aufgabe bezahlt. Das dritte Element besteht aus flexiblen Arbeitsplätzen und umfasst Zeitarbeitskräfte und Teilzeitkräfte. Diese Gruppe von Mitarbeitern wird nur bei Bedarf und nur so lange rekrutiert, wie das Unternehmen die Arbeitskräfte benötigt. Darüber hinaus weist die Theorie von Handy darauf hin, dass die Führung, um die Arbeitsqualität zu erreichen, Fairness gewährleisten muss.[3]

Aus historischer Sicht

Wie ist die Situation nun in China? Um diese Frage zu beantworten, werfen wir einen Blick darauf, wie sich die Beschäftigung des Landes in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Zunächst handelten die Unternehmen ziemlich direkt mit ihren Mitarbeitern, sowohl bei der Vertragsunterzeichnung als auch bei der Lohn- und Sozialversicherungszahlung. Nach der Verabschiedung des Arbeitsvertragsgesetzes der Volksrepublik China im Jahr 2007 wurde Leiharbeit in großem Umfang eingeführt. Im Jahr 2010 wurden über 60 Millionen Arbeitsplätze durch Leiharbeitsfirmen realisiert. Aufgrund der Vertragskontrolle und des Haftungsrisikos, die mit Leiharbeitsverträgen verbunden sind, wurde Outsourcing immer beliebter. Dazu gehörten unter anderem HR-Outsourcing, Business Process Outsourcing und Product Line Outsourcing. Um das Haftungsrisiko eines Dritten zu minimieren, wurden in jüngster Zeit neue Beschäftigungsformen einschließlich der Teilzeitarbeit entwickelt. Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets und der Mobilfunknetze werden mehrere neue und komplexere Beschäftigungsformen entwickelt. So gibt es beispielsweise eine Beschäftigung im Rahmen von Arbeitsverhältnissen, die nur durch das Zivil- und Handelsrecht und das Vertragsrecht geschützt ist. [4]

Ein Blick in die Zukunft

Laut einer Umfrage von Jianzhimao.com, eine auf Teilzeitarbeitsplätze spezialisierten Rekrutierungsplattform, befindet sich China noch in einem frühen Stadium der flexiblen Personalbesetzung. Von 2013 bis 2017 ist der Anteil dieser jedoch stetig gestiegen, wobei die durchschnittliche Wachstumsrate zwischen 2015 und 2017 über 20% erreichte. Es wird prognostiziert, dass Chinas flexible Beschäftigungsindustrie bis 2025 einen Umsatz von 1.8 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass „sich derzeit das Ausmass der flexiblen Beschäftigungsökologie allmählich aufgebaut hat und die Transformation der chinesischen industrieller Struktur wird einen grundlegenden Wandel der Beschäftigungsformen bewirken. Die flexible Beschäftigungsart wird Unternehmen niedrigere Arbeitskosten und eine höhere Produktivität erbringen. China wird im nächsten Jahrzehnt in den ‘Ausbruch’ eintreten, der die schnelle Wachstumsphase des chinesischen Marktes für Personaldienstleistungen der letzten 20 Jahren bringen wird.“ [5]

Chinesische Mitarbeiter streben nach mehr Freiheit in der Work-Life-Balance, Karrierefrauen sehnen sich nach mehr Zeit mit ihren Kindern – vor allem in der Zeit nach der Zwei-Kind-Politik –, Studenten suchen praktische Erfahrungen für ihre zukünftige Entwicklung, und traditionelle «Nine-to-Five»-Routinen sind nicht mehr die einzige Arbeitsmöglichkeit. Es erscheint daher sinnvoll, dass öffentliche Arbeitsverwaltungen die Umsetzung relevanter Richtlinien und Vorschriften fördert, die sowohl den Rechtsschutz als auch die Sozialleistungen einer flexiblen Personalausstattung gewährleisten.

Bei JANZZ.technology arbeiten wir seit Jahren mit öffentlichen Arbeitsverwaltungen und Personalabteilungen verschiedener Arbeitsmärkte zusammen und verstehen die Komplexität moderner Arbeitswelten mit ihren sich schnell verändernden und ständig neu entstehenden Berufen. Gerne unterstützen wir Arbeitsverwaltungen und Unternehmen bei der Bewältigung der spezifischen Bedürfnisse von Arbeitssuchenden, damit diese ihre Fähigkeiten vollständig entfalten können.

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[1] OECD. 2018. Part-time employment rate. URL: https://data.oecd.org/emp/part-time-employment-rate.htm [2018.10.04]

[2] Eurostat. 2017. Employment Statistics. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Employment_statistics/de#Teilzeitbesch.C3.A4ftigung [2018.10.04]

[3] Handy, Chales. (1989) The Age of Unreason. Broghton: Harvard Business School Press.

[4] Wie, Haozheng. 2018. Lin huo yong gong jiang cheng wei HR de xia yi ge feng kou. URL: http://www.360doc.com/content/18/0420/13/40060546_747269057.shtml  [2018.10.04]

[5] Jianzhimao. 2018. Wei lai shi nian, ling huo yong gong jiang jin ru bao fa qi. URL: https://www.sohu.com/a/223630306_100106156 [2018.10.04]

Wo sind die Computer-Nerds? – Über 40’000 fehlende ICT-Fachkräfte allein in der Schweiz

Der ICT-Berufsverband der Schweiz hat mit einem unglaublichen Faktum schockiert: 2026 werden 40’300 Kräfte im Informations-Kommunikationstechnologie-Bereich (ICT) fehlen. Und das allein in der Schweiz, einem Staat mit nur knapp 9 Millionen Einwohnern. Dies geht aus einer jährlichen grundlegenden Untersuchung des Verbandes heraus, der den Arbeitsmarktbedarf, Anzahl Ausgebildeter, Zu- und Ausgewanderte sowieso Pensionierungen analysiert. Insgesamt ergibt sich ein zusätzlicher Bedarf von 88’500 zusätzlichen ICT-Fachkräften in der Schweiz. Grund dafür ist insbesondere der starke Fortschritt der Digitalisierung, die mittlerweile alle Branchen erreicht hat. Der Bedarf kann nun eben nur zu gut 50 Prozent erfüllt werden.

Keine Absolventen vorhanden

Die Gründe dafür sind vielfältig: So werden immer noch zu wenig Kräfte ausgebildet an den Hochschulen oder in den Betrieben. So kann der Bedarf an Fachkräften tatsächlich nur zu 36% mit Absolventen gedeckt werden. Im Jahr 2016 waren beispielsweise nur rund 9000 Studierende für ein Informatik-Studium eingeschrieben, dabei zielt der Bedarf zu einem Grossteil auf diese Absolventen. Ebenso zeigt die Erfahrung, dass nicht alle Absolventen letztendlich einen Beruf im ICT-Bereich ergreifen.

Für eine Bildung und damit Beschäftigung in der ICT sprechen auch die besonders niedrige Arbeitslosenquote (2.2 %) sowie der besonders hohe Lohn. So verdienen Einsteiger nach einer Lehre bereits 7’400 CHF, rund 1’600 CHF mehr als ein vergleichbarer Lehrabgänger. Gleichzeitig sind aktuell rund 3.6% der Schweizer Stellen im ICT-Bereich unbesetzt, im Vergleich zu 3 % der Stellen aller Bereiche.

Auch die Amerikaner leiden…

Vor dem Problem der fehlenden ICT-Fachkräfte steht jedoch nicht nur die Schweizer Wirtschaft: So blieben 2016 in den USA rund drei Millionen MINT-Stellen unbesetzt. Grund dafür seien ebenfalls die geringen Zahlen an Absolventen, häufig werde gar nicht erst das Interesse für MINT-Fächer entwickelt. Dies geht aus einer Studie von Randstad North America hervor, die herausfand, dass viele Schüler kaum Personen in MINT-Berufen überhaupt kannten und somit kein Wissen darüber erlangten, wie sie in diesen Kompetenzen entwickeln und einsetzen sollen. Schüler dort stellten sich die Jobs vor wie «für Streber gemacht», «langweilig» und dachten, sie würden «nur vor dem Computer hängen». Gerade auch Mädchen wären stark unterrepräsentiert und somit umso gefragter auf dem Arbeitsmarkt.

Teure Umschulungen sind zu erwarten

Was passiert nun also, wenn dieser Bedarf nicht gedeckt werden kann? Ein Teil wird mit Quereinsteigern gedeckt werden, diese kosten die Unternehmen jedoch viel Geld für Umschulungen sowie die Anfangszeit, in der ineffizientes Arbeiten erwartet werden muss. Ebenso werden Standorte ausgelagert, um die richtigen Fachkräfte zu finden. Auch dies schwächt die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt sehr.

Es empfiehlt sich eine frühe Orientierung über die grossen Möglichkeiten im ICT-Bereich für junge Menschen. Wir bei JANZZ beraten gern Bildungseinrichtungen und Lehrbetriebe auf dem Weg zu mehr Lehrlingen und Studenten im ICT-Bereich mit unserem Know-how und den richtigen Daten zu Skills, Spezialisierungen und allgemeinen Herausforderungen für spezialisierte ICT-Berufe. Somit kann die Wirtschaft gestärkt und die Absolventen mit guten Aussichten auf den Arbeitsmarkt entlassen werden.

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[1] Umoh, Ruth. 2017. The US has a shortage of tech workers. Here’s how kids and schools can solve the problem. URL: https://www.cnbc.com/2017/08/23/why-we-have-a-shortage-of-tech-workers-in-the-u-s.html [2018.09.26]

[2] IWSB. 2018. ICF-Fachkräftesituation:Bedarfsprognose 2026. URL: https://www.ict-berufsbildung.ch/fileadmin/user_upload/01_Deutsch/03_Projekte/PDF/IWSB_ICT-Bildungsbedarf_2026.pdf [2018.09.26]