Lehrstellenbeginn in der Schweiz – Über 9000 Ausbildungsplätze blieben unbesetzt.

Anfangs dieser Woche war es wieder soweit. Ca. 71‘000 junge Erwachsene starteten Ihre Lehrstelle. Somit freut sich die Schweiz in ein paar Jahren wieder über viele neue Fachkräfte. Ein Blick auf das Lehrstellenbarometer zeigt aber auch dieses Jahr wieder das gleiche Problem wie die Jahre zuvor. Es sind immer die selben Lehrstellen am beliebtesten.

In den folgenden Branchen gibt es deutlich weniger Lehrstellen als Interessenten (Quelle: Lehrstellenbarometer des Bundes):

Büro und Informationswesen
Druck, Design und Kunstgewerbe
Gesundheits- und Sozialwesen
Informatik

In den folgenden Branchen übersteigt das Angebot an Lehrstellen die Anzahl Interessenten:

Architektur und Baugewerbe
Dienstleistungen
Landwirtschaft
Verarbeitendes Gewerbe
Verkauf

Im Bereich „Technische Berufe“ gleichen sich Nachfrage und Angebot aus.

Wenn man die Lehrstellenbarometer der letzten Jahre miteinander vergleichen würde, dann sähe die Rangliste nahezu identisch aus. Die beliebtesten Lehrstellen sind also seit Jahren ungefähr die gleichen. Dabei ist die Attraktivität anscheinend aber keineswegs einfach nur vom Gehalt abhängig. Ganz im Gegenteil. Seit jeher ist z.B. Coiffeuse bei den jungen Frauen eine besonders beliebte Lehrstelle. Dabei ist dort weder das Lehrgehalt noch das Gehalt nach der Ausbildung wirklich hoch.

Im Gegenteil dazu muss z.B. die Baubranche besonders in urbanen Gebieten um jeden einzelnen Lernenden kämpfen und das obwohl sowohl das Lehrgehalt wie auch die Einstiegsgehälter und die Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Lehre absolut top sind.

Deswegen ist es um so dramatischer, dass auch dieses Jahr wieder 9000 Lehrstellen unbesetzt blieben und es trotzdem viele junge Menschen gibt, die ohne Lehrplatz da stehen. Immer wieder hört man die gleichen Argumente, warum dem so ist. Geburtenschwache Jahrgänge, unattraktive Lehrberufe usw. Dabei werden aber bei weitem auch nicht alle Ausbildungsplätze als Kauffrau/Kaufmann besetzt. Das hat sicherlich mehr Gründe als einfach nur geburtenschwache Jahrgänge.
Die Anforderungen an junge Menschen vor dem Eintritt in das Berufsleben wachsen stetig. Die Kriterien die sie erfüllen müssen, damit Sie überhaupt eine Chance haben sich erfolgreich auf eine Lehrstelle zu bewerben, sind immens. Viele Lehrbetriebe verlangen heutzutage von den Jugendlichen bereits sehr gute Fremdsprachenkenntnisse, wenn möglich gleich in mehreren Sprachen. Solche Kriterien finden sich mittlerweile auch bei Ausschreibungen von Firmen, die nicht mal überregional tätig sind. Nebst Mehrsprachigkeit sind aber bei vielen Lehrstellen auch gute Computerkenntnisse gefordert wie z.B. stilsicherer Umgang mit Microsoft Office. Eine gute Schulbildung ist sowieso Grundvoraussetzung. Oftmals werden eine Matura oder zumindest 12 Schuljahre verlangt oder sogar bevorzugt. Diese Tatsachen alleine sorgen schon dafür, dass viele Jugendliche die Anforderungen gar nicht mehr erfüllen können und somit bereits bei vielen Lehrbetrieben sofort abblitzen. Auch bei ausgeschriebenen Lehrstellen im handwerklichen Bereich werden die Kriterien seit Jahren ebenfalls stets nach oben angepasst. Die Chance sich wie früher z.B. durch erfolgreich absolvierte Schnupperlehren empfehlen zu können, ist heute sehr gering, denn viele Unternehmen bieten diese gar nicht mehr an.
Durch die gestiegenen Anforderungen finden viele Lehrbetriebe keine Bewerbenden, die überhaupt alles Gewünschte erfüllen können. Anstatt diese allenfalls zu überdenken und vielleicht mal einem jungen Menschen eine Chance zu geben, der vielleicht nicht die besten Noten hat, aber vielleicht sehr viel Talent und Wissbegierigkeit mitbringt, wird dieser Platz lieber gleich gar nicht besetzt. Natürlich teilweise auch aus Kostengründen.

Viele Länder – Das gleiche Problem
Doch das Ranking widerspiegelt nicht einfach ein schweizerisches Problem. Ein Blick in die Nachbarländer und viele weitere Europäische Staaten zeigt dasselbe Bild. Natürlich kann das duale Bildungssystem nicht 1:1 verglichen werden mit anderen Ländern, aber es zeigt, dass auch im Ausland die selben Ausbildungen beliebt sind und die selben Branchen zu kämpfen haben. Das heisst im Umkehrschluss auch, dass z.B. die Schweiz nicht so einfach zukünftige Fachkräfte aus dem Ausland holen kann, denn um diese wird international hart gekämpft.

Doch stellt sich generell die Frage, warum werden diese Ausbildungsplätze nicht besetzt? Die hohen Anforderungen der Lehrbetriebe sind sicherlich nicht die einzige Erklärung für die vielen unbesetzten Lehrstellen. Sicherlich müssen die Schulen noch mehr auf die heutigen Anforderungen an junge Erwachsene eingehen, damit Sie einen guten Start in den Arbeitsalltag haben können. Die Wirtschafts- und Berufsverbände sind ebenfalls gefordert, ergreifen aber schon viele Massnahmen. Es werden hundertausende, wenn nicht Millionen Franken ausgegeben, damit junge Menschen sich z.B. für eine Lehre im Bau, als Fleischfachmann/-frau oder Bäcker/-in usw. entscheiden. Dabei werden nationale Kampagnen teilweise seit Jahren geschaltet, ganze Webplattformen eingerichtet usw. Zwei Beispiele finden Sie hier:

http://www.swissmeatpeople.ch

http://www.bauberufe.ch/

Das sind nur zwei Beispiele von Plattformen. Bei denen geht es nicht darum, die Qualität der Kommunikation zu analysieren oder hinterfragen, sondern aufzuzeigen, dass viele Branchenverbände seit Jahren um Nachwuchs kämpfen und dafür viel Geld investieren. Teilweise mit sehr guten Auftritten in allen Kanälen, gut produzierten Filmen und Fotos. In der Verzweiflung gibt es natürlich auch immer weniger gelungene Auftritt, die dann wohl eher kontraproduktiv sind. Ob in diesem Falle die alt bekannte „Sex sells“ Taktik die richtige ist?

Auch das Schweizer Fernsehen SRF hat sich zum Lehrstellenstart mit einem Bericht dieser Problematik angenommen.

Generell zeigt es einfach, dass sowohl Betriebe wie auch Verbände bereit sind hohe Summen zu investieren und neue Wege zu gehen in der Ausbildung. Anbetracht der 9000 freien Lehrstellenplätze hat es aber nicht die gewünschte Wirkung. Ein ganz zentraler Punkt kristallisiert sich nun schon über Jahre heraus. Viele Lehrstellen können nicht mehr besetzt oder nur schwer besetzt werden, weil sie nicht attraktiv genug sind. Besonders Arbeiten unter erschwerten Bedingungen müssen darunter leiden. Dazu gehören Berufe bei denen harte körperliche Arbeit verrichtet werden muss, aber auch Berufe in Industrie oder Handwerk, finden kaum mehr interessierte Jugendliche. Berufsgruppen mit unregelmässigen Arbeitszeiten haben es auf dem Arbeitsmarkt ebenfalls besonders schwer Auszubildende zu finden.

Doch um da wieder junge Menschen davon begeistern zu können, diesen tollen Tätigkeiten nach zu gehen, ist wohl auch der Staat gefordert. Denn man kann die Fachkräfte nicht herzaubern, auch nicht mehr aus dem Ausland. Sie müssen ausgebildet werden. Dazu muss aber auch ein Umdenken stattfinden, denn seit Jahren wirbt der Staat dafür endlich mehr Lehrplätze zu schaffen. Anbetracht der 9000 freien Ausbildungsplätze zeigt es aber, dass nicht die Anzahl der Lehrstellen das Problem darstellt. Es hätte ja anscheinend genug. Nur nicht genug von den Beliebten. Doch wir brauchen auch in Zukunft tausende von Fleischfachleuten, Landwirte, Maurern, Köche, Bäcker, Restaurantionsfachleute usw.
Durch die grossen Bemühungen seitens der Wirtschaft das Problem in irgendeiner Form zu lösen, wäre da nun sicherlich auch der Staat mal mit einem konkreten Vorschlag gefordert. Ein Thema, dass dieser sicherlich angehen muss, ist die Diskriminierung am Arbeitsplatz. Es gibt Jugendliche, die keine Lehrstelle finden auf Grund Ihrer Herkunft, auf Grund von Diskriminierung. Es darf nicht sein, dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, obwohl es geeignete Bewerbende gäbe.

JANZZ.jobs auch für die Lehrstellensuche.
Natürlich haben auch wir von JANZZ.jobs kein Patentrezept gegen 9000 unbesetzte Ausbildungsplätze und wir können auch nicht 100 Fleischfachmänner/-frauen auftreiben, aber gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz kann unsere Technologie was machen. Sie setzt nämlich konsequent auf das anonyme Bewerbungsverfahren. Wir sehen den Schlüssel zum Erfolg in einer graduellen Anonymität. Eine graduelle Anonymität, welche schrittweise gegenseitig aufgelöst werden kann, ist der Schlüssel zur Verhinderung von Diskriminierungspraktiken sowie für ein effizientes und exaktes Matching von Wissen und Können, Fähigkeiten und Erfahrungen, von Arbeitssuchenden und Arbeitgeber. Dadurch bringt JANZZ.jobs nicht nur Lernende und Unternehmen effizient zusammen, sondern schützt durch das integrierte Anonymitätsprinzip auch vor Vorurteilen oder heiklen Situationen in einem bestehenden Arbeitsverhältnis.
Ebenfalls stellen wir allen Menschen unter 25 Jahren unsere Plattform kostenlos zur Verfügung. So stellen wir unser Knowhow und Können im Jobmatching, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Verfügung.
Wir freuen uns so über jede Lehrstelle, die dank unserer Technologie besetzt werden konnte. Hoffentlich findet sich auch bald eine gute Lösung, damit wir nicht jedes Jahr zum Lehrstellen-Start einen ähnlichen Blog verfassen müssen. Allen jungen Erwachsenen, die diese Woche in die Lehre und somit den Berufsalltag gestartet sind, wünschen wir viel Erfolg und Spass bei der Arbeit.