Vielleicht ist «ortsunabhängig arbeiten» diesmal gekommen, um zu bleiben
Als Leute noch über Zukunft des flexiblen Arbeitens diskutiert haben und darüber, wie Technologie und Digitalisierung wohl die Art wie wir arbeiten verändern würden, ist diese Zukunft, dank COVID-19, nun plötzlich Realität geworden. Gartner berichtet in einem Report, dass 48% der Angestellten wahrscheinlich ortsunabhängig arbeiten werden, verglichen mit 30% vor der Pandemie. [1]
Wie hat sich der Arbeitsplatz im Laufe der Zeit verändert?
Früher war der Arbeitsplatz viel weniger technisch orientiert und Geschäftsgespräche fanden am Telefon oder persönlich statt. Dokumente und Dateien gab es ausschliesslich in Papierform. Von Arbeitnehmern wurde unabhängiges Arbeiten erwartet, aber in fixen Bürozellen. Seit den 1950er Jahren haben grosse Veränderungen stattgefunden und das Aufkommen von Teamwork, Computern, dem Internet und business-orientierter Software hatte einen enormen Einfluss darauf, wie wir arbeiten.
Einer der massgeblichsten Veränderung der letzten 20 Jahre war die technische Umwandlung hin zu einem digitalen Arbeitsplatz. Einflussreiche Veränderungen, welche den Arbeitsplatz umgestaltet haben, sind Telearbeit, Zoom, co-working Plätze und flexibles Arbeiten. Das Abschaffen fixer Arbeitsplätze, welches als «flexibles Arbeiten» oder «Upgrade zu Aktivitäts-basiertem Arbeiten» bekannt wurde, trat als erstes bei Tech Firmen des Silicon Valley auf. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich Arbeiternehmer mehr Freiheiten während der Arbeit wünschen und ihr Zuhause oder auch ein Café langsam zu ihrem zweiten Büro machen.
Externes Arbeiten, wer ist bereit, oder eher, wer hat die Möglichkeiten?
In einem von der Harvard Business Review publizierten Beitrag wurden, anhand der Strapazierfähigkeit von digitalen Angeboten, der Internetinfrastruktur und von digitalen Zahlungsmöglichkeiten, 42 bedeutsame globale Volkswirtschaften im Hinblick auf ihre Bereitschaft zur Fernarbeit untersucht. [2] Die Umfrage besagt, dass Länger wie Singapore, das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Norwegen, Kanada und Deutschland eine bessere Ausgangslage haben, währen Länder wie Indien, Indonesien, Thailand, Chile, die Philippinen und China weniger gut vorbereitet sind. Allerdings ist die Bereitschaft der Technologie der externe Faktor, welcher die Ausübung der ortsunabhängigen Arbeit veranlassen kann und er kann durch Anstrengungen der politischen Entscheidungsträger beeinflusst werden, wenn diese in Infrastruktur und Technologien investieren.
Der interne Faktor, also die Struktur der verschiedenen Industrien in einem Land ist hier der springende Punkt. In Ländern, deren ökonomische Hauptaktivtäten im Landwirtschafts- und Produktionssektor angesiedelt sind, ist es unwahrscheinlich, dass die Arbeitskräfte ortsunabhängig arbeiten können, denn Bauern und Handwerker können nun mal nicht von Zuhause aus arbeiten. Arbeitnehmer in Ländern, deren Dienstleistungssektor (oder Wissenskapital), ein Grossteil der Wirtschaftskraft ausmachen, sind hingegen nicht an einen fixierten Arbeitsplatz gebunden. Gemäss dem «Knowledge Economic Index» der Weltbank sind Länder wie Dänemark, Schweden, Finnland, die Niederlande, Norwegen, Kanada und die Schweiz an der Spitze. [3]
Die Nachteile des ortsunabhängigen Arbeitens
COVID-19 hat Firmen auf der ganzen Welt dazu gezwungen, flexibles Arbeiten in Vollzeitpensen anzubieten und Länder, wo dieses Arbeitsmodell noch nicht üblich ist, müssen sich schnell der neuen Situation anpassen. Für diese Länder ist es überdies wichtig, sich den Nachteilen des flexiblen Arbeitens, bewusst zu sein, insbesondere, wenn die Rahmenstrukturen dafür nicht gegeben sind.
Wenn die vom Arbeitnehmer verbrachte Zeit am Arbeitsplatz nicht mehr der ausschlaggebende Punkt für die Lohnberechnungen ist, müssen neue Kriterien gefunden werden, wie zum Beispiel die erbrachte Leistung. Arbeitnehmer stimmen oft überhöhten Zielen zu, um ihre Effizient zu rechtfertigen und als leistungsstark und vertrauenswürdig zu gelten. Dies kann zur sogenannten «Interessierten Selbstgefährdung» führen, welche die Gesundheit bedrohen kann. Darum sollten Betriebe nicht zu viel von ihren Angestellten verlangen, denn sonst riskieren sie, dass das Modell des flexiblen Arbeitens ihre Sinnhaftigkeit verliert. [4]
Digitalisierung verschiebt die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeitszeit, was den Menschen ermöglicht, ihre Arbeit über den Tag hinweg einzuteilen, damit sie Arbeit und Freizeit besser vereinbaren können. Allerdings zeigt eine Studie aus Deutschland, dass die Hälfte aller Befragten findet, dass die Digitalisierung die Intensität ihrer Arbeit erhöht. Sie fühlen sich gestresster, mit einer gehäuften Menge an Arbeit konfrontiert und zudem haben sie den Eindruck, dass sie strenger überwacht werden. [4]
Die Herausforderungen im Zeitalter der Gig Economy
Flexibilität hinsichtlich der Arbeit ist zweifellos eines der Hauptmerkmale der Gig Economy, welche den Arbeitsmarkt auf drastische Weise verändert. Die Arbeit von heute wandelt sich zunehmend dazu, kognitiv komplexer, abhängiger von Technologien, kooperativer, mobiler und grenzüberschreitender zu sein. Dies stellt eine grosse Herausforderung für Regierungen und Firmen von heute dar, welche qualifizierte Leute mit den richtigen Fähigkeiten mit Jobs matchen möchten und zudem Ausbildungslücken identifizieren wollen, um zukünftigen Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.
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[1] Gartner. 2020. 9 Future of Work Trends Post-COVID-19. URL: https://www.gartner.com/smarterwithgartner/9-future-of-work-trends-post-covid-19/
[2] Bhaskar Chakravorti and Ravi Shankar Chaturvedi. 2020. Which Countries Were (And Weren’t) Ready for Remote Work? URL: https://hbr.org/2020/04/which-countries-were-and-werent-ready-for-remote-work
[3] Wikipedia. Knowledge Economic Index. URL: https://en.wikipedia.org/wiki/Knowledge_Economic_Index
[4] UZH Magazin. 2018. Interview: “Working flat out”. URL: https://www.magazin.uzh.ch/en/issues/magazin-18-4/gesundarbeiten.html