Baubranche unter Druck. Kampf um jeden Jugendlichen.

Wie der Blick berichtete ist die Baubranche kräftig unter Druck geraten. Die Suche nach geeigneten Lernenden gestaltet sich zunehmend als schwierig, allerdings aus verschiedenen Gründen. In urbanen Gebieten kämpft die Baubranche gegen ihr schlechtes Image an, während in ländlichen Gebieten die Firmen zahlreichen geeigneten Bewerbern absagen müssen.

Doch fürchtet man in ländlichen Regionen einen Einbruch der Aufträge wegen der Zweitwohnungsinitiative, was wiederum zu einer Reduktion der Lehrstellen führen könnte.

Das es in urbanen Gebieten schwierig ist Handwerksstellen zu besetzen ist nicht neu. Martin A. Senn, Vizedirektor des Baumeisterverbands sieht das Problem vor allem auch in der Wahrnehmung. «Jugendliche, Eltern und Lehrer haben Berührungsängste gegenüber handwerklichen Berufen. Zu weit verbreitet ist das Klischee, man könne nur mit Anzug und Krawatte Karriere machen». Als Beispiel nennt er eine Baufirma in der Stadt Zürich, die für ihre Lehrstellen konsequent auf Jugendliche aus der Region setzt: «Sie hat nicht einmal halb so viele Bewerbungen erhalten wie noch vor einem Jahr», klagt Senn.
Ueli Niederberger, Chef Lehrlingswesen der Firma Marti in Zürich, pflichtet Senn bei: «Im Moment finden wir mit Ach und Krach noch genügend fähige Lehrlinge». Dies aber auch nur auf Grund intensiver Massnahmen wie z.B. eigene Lehrlingsbaustellen. Dies sorge vor allem für eine tolle Mund-zu-Mund-Propaganda. Niederberger meint aber auch, dass die Firmen in der Region viel zu wenig für ihr Image gemacht hätten, dabei würde der Kampf in den nächsten Jahren garantiert noch weiter zunehmen. Um dies zu ändern wären aber nicht nur die Firmen selbst in der Pflicht, sondern vor allem auch die Schulen und Berufsberater, die auch vermehrt darauf hinarbeiten müssen, dass handwerkliche Berufe nicht nur spannend, sondern auch gut bezahlt wären. Daneben gibt es diverse Weiterbildungs- und Aufstiegschancen wie z.B. die Ausbildung zum Polier oder Baumeister. Um dies zu verdeutlichen macht der Baumeisterverband aktuell eine Imagekampagne, die vor allem mit den guten Löhnen wirbt.
Ganz anders verhält es sich auf dem Land. Bei Jugendlichen in ländlichen Regionen, erfreuen sich handwerkliche Berufe nach wie vor grosser Beliebtheit. Klaus Mösching, Polier der Firma Moratti und Söhne in Gstaad sagt: «Wir erhalten sehr viele Bewerbungen auf offene Lehrstellen und können aus dem Vollen schöpfen.»
Doch auch dies hat natürlich Schattenseiten. Denn Mösching sagt, dass er dadurch auch vielen geeigneten Bewerbern absagen muss. Doch befürchtet er allgemein, dass diese Situation sich im nächsten Jahr verändern wird, denn wegen der Zweitwohnungs-Initiative erwartet er 40% weniger Aufträge und somit mittelfristig auch weniger Lehrstellen.

Stadt vs. Land. Wieso kommt es zu solchen Unterschieden?
Die demografischen Gründe ganz detailliert zu entschlüsseln fällt schwer, aber es gibt ein paar Punkte, die generell sehr wichtig sind. Die Ursache, dass sich Jugendliche in urbanen Regionen weniger für Bauberufe interessieren, liegt sicherlich nicht nur an der Baubranche selbst. Denn in urbanen Regionen steht den Jugendlichen das volle Angebot an Lehrstellen zur Verfügung. Diese Fülle erhöht dadurch allgemein den Wettbewerb um die potentiellen Lernenden.
Es liegt also kaum daran, dass nur der gute Lohn zu wenig gut kommuniziert wird. Mit einem Blick auf die Ranglisten der beliebtesten Lehrberufe finden sich mit Detailhandelsfachmann/Detailhandelsfachfrau, Fachmann Betreuung/Fachfrau Betreuung oder Coiffeur/Coiffeuse auch nicht zwingend Berufsgruppen bei denen mehr verdient wird als bei handwerklichen resp. Bau- Berufen. Der Lohn alleine mag also kaum ein wirklich ausschlaggebender Aspekt sein. Wer genauer hinschaut, der findet aber eine Auffälligkeit. Auf den Kanälen wo sich die jungen Menschen tummeln, sei es online oder aber auch im realen Leben, sind die Baufirmen oft kaum vertreten. Viele Betriebe haben einen unattraktiven Auftritt nach aussen. Sprich veraltete oder ungenügende Websites und oftmals überhaupt keine Präsenz bei den neuen Medien. Natürlich findet ein Betrieb wegen einer Facebook Page nicht einfach die passenden Lernenden, aber mit dem richtigen Inhalt, ist es ein weiterer möglicher Kanal sich eben auch als Firma attraktiv zu verkaufen.

Daneben ist aber auch Innovation gefragt. Was kann eine Firma oder eine Branche noch zusätzlich attraktiver machen? Einen möglichen erfolgreichen Ansatz liefert der Artikel ja gleich selbst. Die Firma Marti arbeitet eigens mit speziellen Lehrlingsbaustellen. Den Lernenden von Beginn weg auch die Chance geben an solchen Projekten teilzuhaben oder projektbezogen eben auch mal mehr Verantwortung zu übernehmen, ist ein sehr guter Ansatz. Es gibt weitere erfolgreiche Beispiele wie das Lernende eine eigene kleine Firma führen und dort alle anfallenden Arbeiten übernehmen usw. Da ist eben Innovationskraft gefragt und das Firmen auch wirklich alle Hebel in Bewegung setzen, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Immer wieder probieren Firmen auch mit speziellen Benefits zu locken. Aber mal Hand aufs Herz. Entscheiden sich Jugendliche wirklich für einen Lehrberuf, weil es mit dem unterschriebenen Vertrag ein IPad kostenlos gibt? Solche Benefits sind vielleicht dann attraktiv, wenn der Lernende z.B. zwischen zwei Betrieben aussuchen kann. Mehr aber kaum.
Sollte es wirklich zu einem Zusammenbruch der Baubranche in den von der Zweitwohnungsinitiative besonders betroffenen Regionen geben, dann wäre dies wiederum eine Chance für die Baufirmen in der Stadt. Es wäre doch schade, wenn man die Jugendlichen auf dem Land, nicht von einer Lehre in der Stadt überzeugen könnte. Vielleicht wäre ein vernünftiger Fringe Benefits für Baufirmen in der Stadt den Jugendlichen z.B. die Anfahrtskosten zu übernehmen.
Daneben sind aber natürlich auch Berufsberater und die Lehrer gefragt, dass Bauberufe wieder attraktiver werden.  Vor allem aber auch die Tatsache, dass man dank des dualen Bildungsweges eine sehr gute Karriere machen kann. Da wäre sicherlich auch der Staat gefragt, dies wieder einmal den Jugendlichen zu verdeutlichen.

Es gibt kein Patentrezept
Ein trauriger Fakt ist aber trotz allem, dass jedes Jahr auch tausende von Jugendlichen keine Lehrstelle finden. Ein Grund dafür sind sicherlich auch die gestiegenen Ansprüche, die sich in den letzten Jahren auch besonders in handwerklichen Berufen ausgewirkt haben. Deswegen ist es sicherlich wichtig, dass alle Ihren Teil dazu beitragen, dass bei jungen Menschen Bauberufe wieder hoch im Kurs sind, denn wir brauchen solche Fachkräfte unbedingt auch in Zukunft.

JANZZ.jobs auch für die Lehrstellensuche.
Natürlich haben wir von JANZZ.jobs auch keine Lösung, aber auch wir möchten unseren Teil dazu beitragen. Deswegen nehmen wir unsere soziale Verantwortung als Unternehmen wahr und lassen alle Menschen unter 25 Jahren unsere Plattform kostenlos benutzen. So stellen wir unser Know how und Können im Jobmatching, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Verfügung. Unsere Plattform kann nämlich auch problemlos für die Lehrstellensuche eingesetzt werden.
Firmen die aktuell noch auf Suche nach Lernenden sind, dürfen sich natürlich jederzeit bei uns melden und wir zeigen Ihnen gerne das Potential von JANZZ.jobs auf. Damit Sie Ihre Ausbildungsplätze auch in Zukunft mit den richtigen Bewerbern matchen können.