Matching: der Bestatter der Stellenanzeige.

Gast-Blog von Jonas Kiefer, Digital Content Manager JANZZ.Technology

Lieber Personaler, Employer Branders, Recruitment Specialists, HR-Leiter und Headhunters…Was nun folgt wird für alle hart. Nach über einem Jahrhundert müssen wir uns von einem gutem Freund verabschieden. Er ist in dieser Zeit fast zu einem Team-Mitglied geworden und hat uns stets gute Dienste erwiesen: Das Stelleninserat.

Deswegen möchten wir dieser alten Liebe, mit diesem Blog ein letztes Mal kondolieren und so den nötigen Respekt zollen. Wir müssen dafür aber etwas ausholen und mit einer kleinen Exkursion zurück in die Jugendjahre blicken.
Mit der Industrialisierung fingen Unternehmen auch aktiv an nach neuem Personal zu suchen. Um eine möglichst grosse Reichweite zu generieren, benötigte es neue Wege. Man entschied sich die Stellen auf Litfasssäulen und später auch Plakatwänden auszuschreiben. Die klassische Stellenanzeige war geboren. Die Erfolgsgeschichte nahm seinen Lauf in den Wirtschaftsjahren der Nachkriegszeit, Personalvermittler rekrutierten erfolgreich für Unternehmen usw.
Printmedien waren das Medium, in dem sich unser Stelleninserat besonders wohl fühlte. Keine Sonntagszeitung und später Tageszeitung kam ohne unseren treuen Begleiter aus.
Und obwohl die Evolution Ihren Lauf nahm, rasant mit stetigem Wandel, unaufhaltsam bis ins Millenium-Zeitalter, so blieb doch das Stelleninserat stets treu an unserer Seite. In seinem Charakter nahe zu unverändert und stets wortgewaltig.
Mit der Technologisierung durch das Internet hat sich nahezu jedes Arbeitsumfeld in den letzten 15 Jahren strukturell verändert, so auch das HR und Recruiting. Grosse Jobplattformen sind gekommen, Firmen- und Careerwebsites usw. Doch etwas ist geblieben wie es ist…sie wissen schon.

Doch es stellt sich die Frage, warum sich die Stellenanzeige über hundert Jahre gehalten hat? Denn verändert hat Sie sich im Grundsatz kaum. Das zeigt eine schöne Auswahl der Universität Zürich:

Neue Zürcher Zeitung, 12. März 1900
Offene Stelle für tüchtigen, jungen Kontoristen mit Kenntnis der doppelten Buchhaltung und Anfangsgründen von Fremdsprachen, auf das Bureau eines Seidenwaren-Exporthauses der französischen Schweiz. Eintritt könnte sofort erfolgen. Offerten an Postfach 954, Biel.

Neue Zürcher Zeitung, 11. März 1914
Tüchtiger Acquisiteur für erstklassiges, brillantes Reklameunternehmen gesucht. Hohe Provision. Offerten sind zu richten an Nr. 1877 Hauptpost Bern.

Tages-Anzeiger, 10. März 1941
Apparatefabrik auf dem Platze Zürich sucht einige tüchtige Feinmechaniker. Es wollen sich nur im Präzisionsapparatebau geübte Berufsleute, unter Angabe der Lohnansprüche und Beilage der Zeugniskopien unter Chiffre § an die Expedition des Blattes wenden.

Tages-Anzeiger, 15. März 1963

Eingeführte, in voller Entwicklung begriffene Zürcher Handelsfirma sucht für die Verkaufsabteilung jüngeren kaufm. Angestellten als rechte Hand des Bürochefs. Gute kaufmännische Berufsausbildung und Französischkenntnisse erwünscht. Interessante Tätigkeit; nach Einarbeit Uebernahme eines selbständigen Aufgabenbereichs. Gutbezahlte Dauerstelle, 5-Tage-Woche. Handgeschriebene Bewerbungen mit Lebenslauf, Bild, Eintrittstermin und Saläransprüchen sind erbeten unter Chiffre § an den Tages-Anzeiger, Zürich 1.

Tages-Anzeiger, 17. März 1983

Hotel St. Gotthard Zürich, Bahnhofstrasse 87, 8023 Zürich. Tel. §. Wir suchen zuverlässigen, qualifizierten Möbel- / Bauschreiner in kleinem Team als Betriebsschreiner. Die vielseitige Tätigkeit erstreckt sich von Pflege, Reparatur und Unterhalt von Möbeln, Holzinneneinrichtungen, Antikmöbeln bis zur Anfertigung von kleineren Möbeln und Einrichtungen. Wir bieten Ihnen eine sichere Dauerstellung zu zeitgemässen Anstellungsbedingungen, gute Sozialleistungen, eigene Werkstatt und geregelte Arbeitszeit. Interessiert Sie die Mitarbeit in einem Erstklasshotel mit 4 Restaurants und 140 Zimmern? Sie erreichen unseren Personalchef, Herrn F. H. Offers, telefonisch oder schriftlich unter obenstehender Adresse. CEM Caspar E. Manz Hotels & Restaurants

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass sich eigentlich gar nicht so viel geändert hat. Auf den zweiten Blick, ist aber etwas offensichtlich, unser geliebtes Stelleninserat ist über die Jahre immer mehr gewachsen. Nicht in Ihrer Aussagekraft, aber in der Länge. Dies ist einer deutlichen Zunahme an Floskeln zu verdanken. Die Süddeutsche nahm sich bereits vor einem Jahr dem Thema Floskeln in Stellenanzeigen an.
Sie glauben nicht, dass dies viel extremer ist? Na dann hier ein gutes (Extrem-)Beispiel:

 

Doch es hat sich nicht nur die Textlänge bei unserem treuen Gefährten verändert. Viele Beispiele beweisen heute, dass es eigentlich auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich ist, was ein Unternehmen genau sucht oder aber, dass die Anforderungen total absurd sind.

 

 

Auch dieses Jahr sammelt u.a. Henner Knabenreich wieder Beispiele für die goldene Runkelrübe, den Award für herausragend schlechte Personalmarketing-Maßnahmen. Diesem Award haben wir die obigen Referenzen zu verdanken.

Nun könnte man meinen, dass wir einfach nur mit dem Finger auf schlechte Beispiele zeigen, dem ist aber nur bedingt so. Den Knabenreich bringt eine wichtige Problematik im oben genannten Artikel auf den Punkt: „Ich habe oft den Eindruck, die Unternehmen wissen selbst nicht genau, wen oder was sie suchen. Also packen sie einfach alle möglichen Anforderungen in die Stellenanzeige“. In einem Artikel der Zeit spricht Martin Gaedt die Problematik von Stellenanzeigen direkt an: „Eine Menge Stellenanzeigen sind nicht nur total langweilig, sondern auch total austauschbar“, sagt der Autor Martin Gaedt, der in seinem Buch Mythos Fachkräftemangel schlechte Stellenanzeigen sogar dafür verantwortlich macht, dass Arbeitgeber zu wenig Nachwuchs finden. „Oft kann ein Bewerber aus den Formulierungen nicht einmal die Branche des Inserierenden erraten, geschweige denn, dass er ein Gefühl für die Firmenkultur bekäme.“ Allerorts würden Kandidaten mit „überzeugendem“ oder „sympathischem Auftreten“ gesucht, die „Flexibilität“ und ein „hohes Maß“ an „Selbstständigkeit“, „Eigeninitiative“ und/oder „Zuverlässigkeit“ mitbrächten. Geboten würden durchweg ein „kollegiales Arbeitsklima“, eine „leistungsgerechte Vergütung“ und „ständige berufliche Weiterbildung“. „Wer soll sich von solchen Floskeln angesprochen fühlen?“, fragt Gaedt.

Dem können wir nur beipflichten. Doch hat unser Stelleninserat nebst der Länge noch eine weitere Transformation mitgemacht. Dank der stetigen Technologisierung ist es jetzt mehr online als im Print anzutreffen. Allerdings mit den genau gleichen Formulierungen usw. Dabei möchten wir die Chance nutzen und auch mal etwas klarstellen. Unser geliebtes Stelleninserat einfach online auf eine Jobplattform zu stellen, hat rein gar nichts mit digitaler Transformation im HR zu tun. Auch nutzen Sie damit nicht das Potential neuer Technologien, noch ist das gutes Employer Branding. Unser Stelleninserat hat ein viel schöneres Ende verdient, als einfach nur identisch auf diversen Plattformen zu erscheinen.
Tragen wir es also bitte mit etwas Würde zu Grabe, denn ausgedient hat es auf jeden Fall. Wir möchten Ihm danken, denn es hat Grossartiges geleistet. Kaum etwas, hat sich so lange so unverändert gehalten.
Es hat uns aber bereits vor mehr als hundert Jahren eine wichtige Botschaft hinterlassen. Lesen Sie nochmals das Inserat von 1900. Was fällt Ihnen dabei auf? In zwei Sätzen ist klar, was gesucht wird. Wie ist das möglich? Ganz einfach. Das Unternehmen wusste ganz genau, was es suchte. Genau diese Tatsache wollte uns das Stelleninserat für alle Zeiten mit auf den Weg geben.

Starten Sie also jetzt wirklich die digitale Transformation. Doch nur, wenn Sie dann nicht auf das veraltete Stelleninserat setzen. Sie fahren ja auch mit der Pferdekutsche zum Meeting und schreiben Ihre Briefe auch nicht mehr auf einer Olivetti-Schreibmaschine. Warum benutzen Sie also noch solch veraltete Dinge fürs Recruiting? Lassen Sie den Bestatter des Stelleninserates walten: Das Matching.

R.I.P Stellenanzeige 1900-2015
Die digitale Revolution hat auch das HR und das Recruiting seit geraumer Zeit erfasst. Und beide werden ihr in Zukunft in noch viel stärkerem Masse ausgesetzt sein. Und so wird es in absehbarer Zeit zu gewaltigen Umbrüchen in der Branche und der eingesetzten Technologien kommen. Die wichtigste ist das Matching. Doch um erfolgreich „Matchen“ zu können, braucht es genau die Qualität eines Stelleninserates von 1900. Sie müssen genau wissen, was Sie suchen.

Dank JANZZ richtig matchen.
Matching ist ein Prozess mit dem bestehende und erfasste Daten miteinander abgeglichen werden, um die höchst mögliche Übereinstimmung als Resultat zu liefern. Die Kriterien für das Matching definieren Sie. Es bringt Ihnen diese nur in der richtigen Form zusammen. Ganz egal, ob Sie nach der perfekten Kombination von Tätigkeit, Erfahrung, Rollen, Kompetenzen, Fähigkeiten, Ausbildung oder Zertifizierungen oder auch Soft Skills oder Persönlichkeitsmerkmale etc. suchen. Damit Firmen, Organisationen und Public Employment Services die Möglichkeit haben, dieses Potential effizient auszuschöpfen, bieten wir im Bereich „Cognitive Computing“ solche, intelligenten und semantischen IT-Lösungen wie z.B. JANZZ.sme!

JANZZsme! ist die neuste Generation einer „Semantic Matching Engine“ für das Skills- und Job-Matching sowie für die intelligente Nutzung und Auswertung aller Arten von Occupation (Big) Data. Seien dies strukturierte oder unstrukturierte Daten wie z.B.:

  • umfangreiche Arbeitsmarktprofile von Arbeitslosen/Arbeitssuchenden
  • Jobangebote inkl. Anforderungen von Stellenportalen, Aggregatoren oder firmeneigenen Karriereseiten
  • Profile aus CV’s, CV-Datenbanken oder sozialen Netzwerken
  • hochkomplexe Abfragen für äusserst präzise Konzeptabgleiche (Job- und Skills-Matching) im 1:1 aber auch 1:n (one-to-one und one-to-many)
  • Gap Analysen (zwischen Jobangeboten aber auch Profilen und stellensuchenden/Bewerbenden)
  • Vergleichsbewertungen (Benchmarking)

Seien Sie also wirklich ein Transformator und trennen Sie sich von einem Stück HR-Geschichte. Sie können Ihren Enkeln jederzeit von diesem Stelleninserat erzählen oder es in einem historischen Museum besuchen, aber bitte bitte… Setzen Sie es nicht mehr ein. 😉